Das „Pan de Fighe“ von Aurigo – vergessene Brote Liguriens, die kaum jemand kennt

 

Das „Pan de Fighe“ von Aurigo – vergessene Brote Liguriens, die kaum jemand kennt

Brot mit Feigen – aber anders, als man denkt

Aurigo, kleines Bergdorf oberhalb von Imperia. Wenn man dort vom Pan de Fighe hört, denkt man zuerst an etwas Süßes. Stimmt nur halb. Dieses Brot ist kein Kuchen. Es ist kräftig, dunkel, rustikal – und wurde früher gebacken, um satt zu machen, nicht um zu glänzen.

Feigen, Olivenöl, grobes Mehl, ein Rest Rotwein vom Vorabend. Klingt improvisiert? Ist es auch. Und genau das ist der Charme: Man nimmt, was man hat.


Zutaten (für ein kleines Landbrot)

(nach traditioneller, frei interpretierter Art)

  • 350 g Weizenmehl (Type 1050 oder halb Weizen-, halb Roggenmehl)

  • 150 g getrocknete Feigen

  • 200 ml lauwarmes Wasser

  • 20 ml Olivenöl

  • 5 g Salz

  • 5 g frische Hefe oder 50 g Sauerteig (beides funktioniert)

  • 1 EL Rotwein (optional, aber schön aromatisch)

  • evtl. etwas Kastanienmehl (10–15 %), wenn du es herzhafter magst

Tipp: In Aurigo wurde nie exakt abgewogen. Wenn der Teig sich weich, aber nicht klebrig anfühlt – passt es.


Zubereitung

  1. Feigen vorbereiten:
    Feigen klein schneiden und in lauwarmem Wasser oder Rotwein einweichen (10–15 Minuten). Danach abgießen, Flüssigkeit aufbewahren.

  2. Teig ansetzen:
    Hefe im Wasser auflösen, Mehl, Salz und Olivenöl dazugeben. Mit der Hand oder einem Holzlöffel mischen. Nach Gefühl etwas von der Einweichflüssigkeit der Feigen zugeben – das bringt Aroma.

  3. Feigen einarbeiten:
    Wenn der Teig formbar ist, Feigenstücke unterkneten. Es darf ruhig unregelmäßig sein – das Brot soll Charakter haben.

  4. Ruhen lassen:
    Abgedeckt an einem warmen Ort 1–2 Stunden gehen lassen. Bei Sauerteig länger (4–6 Stunden).

  5. Backen:
    Ofen auf 200 °C (Ober-/Unterhitze) vorheizen.
    Teig zu einem runden Laib formen, mit etwas Mehl bestäuben.
    35–40 Minuten backen, bis Kruste kräftig und dunkel ist.
    Wer mag, sprüht nach dem Einschieben etwas Wasser in den Ofen – gibt eine schöne Kruste.

  6. Abkühlen lassen:
    Und jetzt: Geduld. Erst anschneiden, wenn’s wirklich abgekühlt ist. Der Duft ist heftig – aber das Warten lohnt sich.


So schmeckt’s am besten

Lauwarm mit Ziegenkäse. Oder dünn aufgeschnitten mit etwas Honig und Olivenöl. Manche essen es zum Frühstück, andere zu kräftigem Rotwein. Ich persönlich: lieber pur, mit Butter und einem Glas Most.


Tipps & Varianten

  • Kastanienmehl: In manchen Tälern rund um Aurigo wurde Mehl mit Kastanien gestreckt – ergibt einen leicht süßlich-nussigen Geschmack.

  • Weniger Feigen: Wer’s herzhafter mag, reduziert die Feigenmenge oder mischt ein paar gehackte Walnüsse darunter.

  • Sauerteig statt Hefe: Bringt mehr Tiefe, braucht aber Geduld.

  • Backofen-Trick: Wenn du keinen Steinofen hast, leg einen kleinen Gusseisentopf in den Ofen, heize ihn mit vor, und backe das Brot darin – wird erstaunlich authentisch.

  • Lagerung: In Leinentuch wickeln, dunkel lagern. Hält 4–5 Tage, wird mit jedem Tag fester – aber aromatischer.


Warum es kaum Rezepte gibt

Weil niemand sie aufgeschrieben hat. Ganz einfach.
Ligurien ist ein Land der Improvisation: steile Hänge, wenig Platz, wenige Ressourcen. Die Leute machten Brot aus dem, was da war. Heute ist das schwer nachzuvollziehen – aber genau das macht’s spannend.


Persönlicher Einschub

Ich hab das Pan de Fighe zum ersten Mal in einem kleinen Haus mit grünem Fensterladen probiert, auf 600 Meter Höhe, mitten im Wind. Die Bäckerin – eine Frau über 80 – hat mir nur gesagt: „Mach’s nicht zu ordentlich.“
Ich glaub, das ist das beste Rezept überhaupt.


FAQ – Fragen rund um ligurisches Brot

Was unterscheidet das Pan de Fighe von anderen Feigenbroten?
Es ist kein Süßbrot. Die Feigen dienen eher als natürliche Süße und Feuchtigkeit, nicht als Dessertzutat.

Kann man frische Feigen nehmen?
Geht, aber das Brot wird weicher und hält kürzer. Getrocknete Feigen sind traditionell und aromatischer.

Wie lange hält sich das Brot?
Mehrere Tage, wenn es gut abgekühlt und trocken gelagert wird. Nach zwei Tagen wird’s dichter – perfekt zum Rösten oder für Bruschetta.

Kann man es einfrieren?
Ja. Am besten in Scheiben schneiden und portionsweise einfrieren. Zum Aufbacken kurz anfeuchten und bei 180 °C ein paar Minuten in den Ofen legen.

Passt das Brot zu Käse oder eher zu Süßem?
Beides. Besonders gut zu Pecorino, gereiftem Ziegenkäse oder kräftigem Rotwein.

Warum gibt es so viele verschiedene ligurische Brotsorten?
Jedes Tal hatte eigene Bedingungen – Olivenbäume hier, Kastanien dort. So entstanden dutzende kleine Varianten. Viele ohne Namen, einfach „das Brot von dort“.


Fazit

Das Pan de Fighe ist kein Brot für Foodblogs mit perfekten Fotos. Es ist ein Brot mit Ecken, Kanten, Geschichten. Es riecht nach Holzofen, nach getrockneter Feige und nach Arbeitstagen auf der Terrasse.
Und vielleicht genau deshalb lohnt es sich, es zu backen – ohne Perfektion, aber mit Herz.


Labels:
Ligurien, Brot, Pan de Fighe, Aurigo, Feigenbrot, italienisches Brot, traditionelle Rezepte, ligurische Küche, Backen, Regionalität, Slow Food, mediterrane Küche

Meta-Beschreibung:
Das „Pan de Fighe“ aus Aurigo ist ein rustikales ligurisches Brot mit getrockneten Feigen – einfach, aromatisch und fast vergessen. Mit Rezept, Tipps und Hintergrund zur ligurischen Brotkultur.

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