Focaccia aus Ligurien – ein Steckbrief mit Biss
Focaccia aus Ligurien – ein Steckbrief mit Biss
Die Focaccia ist kein Beiwerk. Sie ist eigenständig, stolz und seit Jahrhunderten fest in der ligurischen Esskultur verankert. In Genua bekommt man sie morgens sogar in der Bar – zusammen mit einem Cappuccino. Klingt ungewohnt, funktioniert aber erstaunlich gut.
Ein bisschen Geschichte
Die Ursprünge reichen weit zurück, ins Mittelalter. „Fugassa“ nannten die Genuesen ihre Variante. Gebacken wurde sie ursprünglich auf glühenden Kohlen, direkt auf Steinplatten. Einfaches Essen, aber immer nah am Alltag der Leute: Mehl, Wasser, Salz, Hefe, Olivenöl. Mehr brauchte es nicht.
Von Ligurien aus hat sich die Focaccia über ganz Italien verbreitet – und wurde dabei jedes Mal leicht verändert. Genau diese Vielfalt macht sie so spannend.
Focaccia ist nicht gleich Focaccia
-
Liguria: Klassisch flach, mit groben Salzflocken und viel Olivenöl. Außen knusprig, innen saftig.
-
Apulien: Dort kennt man die „Focaccia Barese“ – belegt mit Tomatenhälften, Oliven, manchmal auch Kartoffeln im Teig. Herzhaft und sättigend.
--> Focaccia aus Montescaglioso -
Piemont: Eher dick und weich, manchmal fast wie ein Kuchen.
-
Toskana: Ähnelt der „Schiacciata“. Dünner, oft mit Rosmarin oder sogar mit Trauben zur Weinlesezeit.
Und das ist nur ein Ausschnitt. Jede Region, manchmal sogar jedes Dorf, hat seine eigene Version.
Die Basis: Zutaten
Für die klassische ligurische Focaccia brauchst du:
-
500 g Weizenmehl (Type 550 oder italienisches „00“)
-
300 ml lauwarmes Wasser
-
10 g frische Hefe (oder 1 TL Trockenhefe)
-
10 g Salz
-
2 EL Olivenöl (plus reichlich extra für später)
-
grobes Meersalz zum Bestreuen
Optional: etwas Zucker oder Honig, um der Hefe einen Startschub zu geben.
Rezept für zuhause – simpel gehalten
-
Teig ansetzen: Hefe in lauwarmem Wasser auflösen. Mit Mehl, Salz und Olivenöl zu einem geschmeidigen Teig verkneten. Das dauert – mindestens 10 Minuten.
-
Ruhen lassen: Den Teig abdecken und ca. 1 Stunde gehen lassen, bis er sich verdoppelt hat.
-
Formen: Ein Backblech gut ölen. Teig hineinlegen und vorsichtig auseinanderziehen. Keine Gewalt – er darf ruhig elastisch bleiben.
-
Die typischen Dellen: Mit den Fingern Mulden eindrücken. Dann großzügig mit Olivenöl übergießen und grobes Salz darüberstreuen.
-
Backen: Im vorgeheizten Ofen bei 220 °C (Ober-/Unterhitze) etwa 20 Minuten backen.
-
Wichtig: Noch warm probieren. Kalt ist sie auch gut, aber frisch ist unschlagbar.
Variationen – wenn’s mehr sein darf
-
Mit Kräutern: Rosmarin ist der Klassiker. Thymian oder Salbei funktionieren ebenso.
-
Mit Käse: Ein paar Stücke Mozzarella oder Ziegenkäse in den Teigmulden schmelzen lassen – herrlich cremig.
-
Mit Gemüse: Cocktailtomaten halbieren und leicht in den Teig drücken. Oder Zwiebelringe, Paprika, Oliven.
-
Süß gedacht: In der Toskana gibt es Focaccia mit Trauben. Auch Rosinen und etwas Zucker im Teig machen eine überraschend gute Kombi.
Man kann das Rezept also nach Lust und Laune abwandeln. Die Basis bleibt gleich – Öl, Mehl, Zeit. Der Rest ist Spielfläche.
Kleiner Einschub
Wer einmal eine echte Focaccia in Genua gegessen hat, merkt: Das hat eine andere Dimension. Die Luftfeuchtigkeit, das Öl, sogar die Art des Mehls – irgendwie passt dort alles zusammen. Aber: Mit etwas Geduld und gutem Olivenöl kommt man zuhause schon verdammt nah dran.
![]() |
Focaccia aus Ligurien. Foto von Natalia Olivera |
Typische Fehler vermeiden
-
Zu wenig Öl: Klingt vielleicht ungesund, aber Focaccia lebt vom Olivenöl. Es hält sie saftig und sorgt für den Geschmack.
-
Zu viel Mehl beim Ausrollen: Der Teig soll geschmeidig bleiben. Wer ihn mit Mehl „zupudert“, riskiert Trockenheit.
-
Keine Ruhezeit: Eile ist der Feind der Focaccia. Der Teig braucht Zeit zum Gehen, sonst bleibt er flach und zäh.
-
Falsche Backzeit: Lieber einen Tick zu kurz als zu lang. Die Kruste soll goldbraun, nicht hart wie Zwieback sein.
Fazit
Focaccia ist mehr als nur „Brot“. Sie ist Snack, Frühstück, Beilage, manchmal sogar Hauptdarsteller. Und sie lebt davon, dass jede Region ihren eigenen Dreh gefunden hat. Ein bisschen wie Dialekte – gleiches Grundgerüst, völlig andere Klangfarbe.
Labels: Focaccia, Ligurien, italienisches Brot, Rezept, mediterrane Küche, Geschichte, Regionen Italiens, Backen, Variationen, Tipps
Meta-Beschreibung: Focaccia aus Ligurien im Steckbrief: Ursprung, regionale Varianten, ein einfaches Rezept für zuhause mit Abwandlungen und Tipps gegen typische Fehler.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen