Zwischen Meer und Apennin: Wandertage rund um Genua

Zwischen Meer und Apennin: Wandertage rund um Genua. Ein Tagebuchbericht aus Norditalien 


Tag 1: Ankunft in Genua – Das Tor zur Ligurischen Weite

Es ist ein milder Morgen Anfang Mai, als mein Zug langsam in die ligurische Hauptstadt einfährt. Genua, Stadt der Seefahrer und Palazzi, empfängt mich mit salziger Luft und einem Labyrinth aus Gassen, das zwischen Hafen und Hügelland pulsiert. Doch nicht die Altstadt ist mein Ziel – sondern die Höhenzüge, die sich nördlich und östlich ausbreiten: das Rückgrat Liguriens, von dem aus sich beeindruckende Ausblicke auf das Tyrrhenische Meer eröffnen.

Mein Plan: fünf Tage wandern. Keine Extremtouren, aber ambitionierte Strecken, bei denen Trittsicherheit gefragt ist. Die Routen, die ich gewählt habe, verbinden landschaftliche Vielfalt mit kultureller Substanz. Dabei starte ich stets in der Nähe von Genua – teils mit öffentlichen Verkehrsmitteln, teils direkt aus dem Stadtgebiet heraus.


Tag 2: Von Righi zur Festung Diamante – Stadtflucht mit Panorama

Startpunkt: Standseilbahn von Zecca nach Righi (Genua-Zentrum)
Dauer: 3–4 Stunden
Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel
Ausrüstung: leichte Wanderschuhe mit Profil, Tagesrucksack mit Wasser und Sonnenschutz

Der Tag beginnt urban – ich nehme die historische Standseilbahn von der Via Balbi bis zur Station Righi. Kaum 15 Minuten später befinde ich mich über den Dächern Genuas, mitten im Parco delle Mura. Die Stadt liegt mir zu Füßen, eingerahmt von den Mauern des 17. Jahrhunderts.

Ich folge dem ausgeschilderten Weg zur Forte Diamante, einem verlassenen Festungsbau, der wie ein stiller Wächter über dem Tal thront. Der Weg ist gut begehbar, meist breit und schattig, aber stellenweise durch Wurzeln und Steine anspruchsvoll.

Der Blick vom Gipfel lässt innehalten: links das glitzernde Meer, rechts die Hügelketten der ligurischen Apenninen. Es ist der perfekte Einstieg – weder zu fordernd noch banal.

Tipp: Früh losgehen, gegen Mittag wird es sonnig. Die Strecke eignet sich hervorragend für Wanderneulinge oder als Halbtagesausflug.


Tag 3: Sentiero dei Forti – Verteidigungslinien im Grünen

Startpunkt: Righi (erneut mit der Standseilbahn erreichbar)
Dauer: 6–7 Stunden
Schwierigkeitsgrad: mittel bis anspruchsvoll
Ausrüstung: feste Wanderschuhe, Trekkingstöcke empfohlen, Tagesverpflegung

Heute nutze ich den gestrigen Ausgangspunkt für eine größere Runde: den Sentiero dei Forti, der mehrere Festungen entlang einer Höhenlinie verbindet. Die Pfade sind teils schmal, führen durch lichte Wälder, Macchia und offenes Gelände.

Ich passiere das Forte Fratello Minore und später das Forte Puin. Manche Gebäude wirken wie aus der Zeit gefallen, stille Zeugen einer Ära, in der Genua das Hinterland gegen Angriffe sicherte.

Der Weg ist fordernder als erwartet – nicht aufgrund der Höhe, sondern wegen der Länge. Das Gelände wechselt häufig, und einige Anstiege ziehen sich in der Nachmittagshitze. Die Stille ist beeindruckend. Kein Autolärm, kein Mensch weit und breit.

Am Ende der Tour kehre ich auf gleichem Weg zurück oder steige Richtung Trensasco ab, von wo aus ein Zug mich zurück ins Zentrum bringt.


Tag 4: Von Nervi ins Hinterland – Küste trifft Kastanienwald

Startpunkt: Bahnhof Genua-Nervi
Dauer: 5 Stunden
Schwierigkeitsgrad: mittel
Ausrüstung: Wanderschuhe, Rucksack mit ausreichend Wasser, Kopfbedeckung

Nervi ist ein südöstlicher Stadtteil Genuas, bekannt für seine Promenade und gepflegten Gärten. Doch mich zieht es landeinwärts. Direkt hinter dem Bahnhof beginnt ein ausgeschilderter Wanderweg Richtung Monte Fasce.

Der Weg führt zunächst durch Olivenhaine, dann durch schattige Kastanienwälder. Immer wieder öffnet sich der Blick zurück aufs Meer. Die Vegetation wechselt rasch – mediterran und alpin innerhalb weniger Kilometer.

Die Wanderung verlangt keine technische Erfahrung, doch Kondition ist nötig. Der Höhenunterschied beträgt gut 700 Meter, die Sonne ist gnadenlos. Auf dem Monte Fasce angekommen, erwartet mich ein karger Grat, gesäumt von Antennen – funktional, aber mit einer Weitsicht bis zur Côte d’Azur.

Der Abstieg erfolgt über dieselbe Route oder als Rundweg über San Bernardo, ein stilles Bergdorf mit Brunnen und Bank. Dort verweile ich, höre dem Wind zu und lasse den Tag langsam ausklingen.


Tag 5: Alta Via dei Monti Liguri – Etappe zwischen Genua und Uscio

Startpunkt: Colle di Creto (per Bus erreichbar)
Dauer: 6–8 Stunden
Schwierigkeitsgrad: mittel bis schwer
Ausrüstung: Bergschuhe, Wanderstöcke, GPS oder Wander-App empfohlen

Die Alta Via dei Monti Liguri ist der große Fernwanderweg der Region – über 400 Kilometer durchquert er das ligurische Gebirge. Ich wähle eine Tagesetappe, die sich gut ab Genua erschließen lässt: vom Colle di Creto bis nach Uscio.

Der Bus bringt mich frühmorgens zum Ausgangspunkt. Ich folge der rot-weißen Markierung, die mich über Bergkämme, durch Wälder und an Schäferhütten vorbei führt. Der Weg ist schmal und verlangt Konzentration – steinige Abschnitte wechseln sich mit rutschigen Wiesen ab.

Doch die Belohnung ist immens: absolute Abgeschiedenheit, klare Luft, Ausblicke über die Küstenlinie bis zur Poebene.

In Uscio angekommen, nehme ich den Bus nach Recco und von dort den Zug zurück nach Genua. Ein langer, erfüllter Tag.


Tag 6: Abschied vom Hochland – Kurze Morgenrunde in Pegli

Startpunkt: Genua-Pegli, Seilbahn zum Parco Avventura
Dauer: 2 Stunden
Schwierigkeitsgrad: leicht
Ausrüstung: bequeme Schuhe, kein Rucksack nötig

Am Abreisetag bleibt mir nur ein kurzer Ausflug – und doch will ich die Stadt nicht verlassen, ohne ein letztes Mal ihre Höhenzüge zu betreten. In Pegli, westlich der Altstadt gelegen, nehme ich die Seilbahn zum Parco Avventura.

Ein einfacher Rundweg führt mich durch Waldgebiet mit Blick auf die westliche Hafenzone. Kinderstimmen aus dem Hochseilgarten mischen sich mit Vogelrufen – ein Kontrast zu den stillen Etappen der Vortage.

Die Wege sind gepflegt, ideal für einen letzten Spaziergang. Ich kehre zurück, kaufe mir eine Focaccia und setze mich an den Kai. Genua, diese vielschichtige Stadt zwischen Fels und Flut, hat mir eine neue Seite gezeigt.


Fazit: Praktische Hinweise für Wanderer rund um Genua

  • Beste Reisezeit: März bis Juni, September bis Oktober. Im Hochsommer ist es oft zu heiß.

  • Ausrüstung:

    • Schuhe: Feste Wanderschuhe mit Profil sind ein Muss, besonders auf der Alta Via.

    • Rucksack: Tagesrucksack mit 2 Liter Wasser, Snacks, Sonnencreme, Erste-Hilfe-Set.

    • Stöcke: Für längere Touren empfehlenswert, v.a. bei Abstiegen.

  • Navigation: Die meisten Wege sind gut markiert, dennoch lohnt eine Wander-App wie Komoot oder Outdooractive.

  • Anreise: Viele Startpunkte sind mit Bus oder Bahn erreichbar. Wer ein Auto hat, ist flexibler, muss aber Parkmöglichkeiten beachten.

  • Sicherheit: Mobilfunk ist nicht überall verfügbar – Routen im Vorfeld gut planen.


Metadaten:

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Meta-Beschreibung:
Entdecken Sie in einem atmosphärischen Tagebuch fünf ausgewählte Wandertouren rund um Genua – inklusive praktischer Tipps zu Ausrüstung, Schwierigkeitsgrad und Startpunkten. Ideal für alle, die Italiens Nordwesten zu Fuß erleben möchten.

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